Corona und die Diskussion um das Bargeld

Dienstag, 11. August 2020

Neu-Isenburg

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Die Pandemie prägt das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland. Ob im Supermarkt oder Warenhaus: Die Konsumenten müssen Mund-Nasen-Masken anlegen und zahlen verstärkt bargeldlos. Parallel dazu sehen die Befürworter digitaler Zahlungsmethoden das Ende des Bargelds gekommen.

Die Haltung der Deutschen zum Bargeld scheint in diesen Tagen zumindest ambivalent zu sein. Zahlungsabwickler werden nicht müde, steigende Transaktionszahlen bei bargeld- und kontaktlosen Verfahren zu vermelden. Der Weg in die bargeldlose Gesellschaft scheint frei. So einfach ist es aber dann doch nicht. Denn während der Coronavirus-Krise ist die Menge des im Umlauf befindlichen Bargelds gewachsen. So berichtete die Deutsche Bundesbank im März von einem enormen Anstieg der Bargeldnachfrage. Die Euro-Noten in der Tasche vermitteln offenbar das Gefühl der Sicherheit.

Bargeldloses Bezahlen ist bequem, aber...

In den ersten Tagen der Coronavirus-Krise regierte die Angst. Da niemand wusste, ob Münzen und Banknoten nicht Überträger von COVID-19 sein könnten (was sie nicht sind), baten Händler darum, möglichst bargeld- und kontaktlos zu bezahlen. Die Bitte der Händler und Sorge der Verbraucher hält noch immer an, was zu einem veränderten Zahlungsverhalten beigetragen hat. Auch wenn viele Händler derzeit Kartenzahlungen bevorzugen, kann man noch immer Bargeld als sichere Zahlungslösung verwenden – dieses Thema behandelt unter anderem auch die aktuelle Folge des GLORY-Podcast. Das soll sich ändern, wenn es nach den Treibern der bargeldlosen Gesellschaft ginge. Aber wäre eine Zukunft ohne Bargeld tatsächlich erstrebenswert? Wie das aussieht, lässt sich in Schweden studieren. Wer sich vor der Einreise Landeswährung in bar beschafft hat, wird schnell feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, die Kronen wieder auszugeben. Hier gilt: Cashless ist King. Aber entspricht dies den Verbraucherwünschen? Nicht ganz, denn das rein digitale Bezahlen hat seine Schattenseiten: Jeder Einkauf, jede Überweisung stecken in IT-Systemen. Gigantische Datenmengen, die lückenlos Auskunft geben, wofür ein Kunde Geld ausgegeben hat.

Solche Informationen und Erkenntnisse sind ein milliardenschweres Geschäft. Nicht jedem Konsumenten behagt die Vorstellung, dass sein Verhalten im System wie Oracles Bluekai-Datenbank landet.

Bargeld ist auch Freiheit

Wer an der Kasse bar bezahlt, hinterlässt keine digitalen Spuren. Datenhändler gehen leer aus. Für Menschen, denen ihre Souveränität und Anonymität wichtig sind, sind Geldscheine und Münzen ein Wert an sich.

Nullen und Einsen lassen sich nicht anfassen, Bargeld schon: Das macht den Wert des Geldes für Kinder verständlich. Und weil es jeder nutzen kann, werden all die Menschen nicht ausgeschlossen, denen der Umgang mit der digitalen Technik schwerfällt.

Muss es ein entweder-oder sein?

All diese Gesichtspunkte bilden das Spannungsfeld einer Reportage des ZDF. Die Reise der Autoren führte nach Schweden, Frankfurt, Berlin und Wien. Die Journalisten interessierten sich besonders dafür, wer ein gesteigertes Interesse an einer bargeldlosen Gesellschaft hat, warum dies so ist und welchen Einfluss die Coronavirus-Krise hat. Zu Wort kommen Befürworter rein digitaler Zahlungsmethoden und deren Kritiker, die vor den Gefahren warnen.

Am Ende des Beitrags plädiert ein schwedischer Kämpfer gegen die bargeldlose Gesellschaft dafür, Bargeld als Option für die Menschen zu belassen. Die Antworten auf die Frage, warum wir uns alle diese Wahlfreiheit lassen sollten, liefert der Film.

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