Warum wir in Krisenzeiten Bargeld horten

Mittwoch, 6. Mai 2020

Neu-Isenburg

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Die Deutsche Bundesbank berichtete im März mit Beginn der verschärften Situation durch Corona von einem enormen Anstieg der Bargeldnachfrage. Viele Deutsche scheinen angesichts einer Krise das Bedürfnis zu haben, Bargeld zu horten. Doch warum ist das so?

Als am Montag, den 16. März, die Ausmaße der Covid-19-Pandemie immer deutlicher wurden und es zum Beispiel zu Schließungen in Gastronomie und Handel kam, machte sich der Stimmungswechsel in der Bevölkerung auch an der Nachfrage nach Bargeld bemerkbar. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, sind an diesem Tag an den Geldautomaten in Deutschland 700 Millionen Euro mehr angefordert worden als sonst. Bis zur Wochenmitte seien es sogar doppelt so viele Scheine und Münzen gewesen, als an „normalen“ Tagen. Dass viele Privatsparer ihr Geld lieber zu Hause deponieren, als auf der Bank, ist bekannt. Doch im Krisenfall scheinen wir das Bargeld extra in höheren Mengen als sonst abzuheben und es regelrecht zu horten. Bedenkt man die häufig angebrachte Skepsis gegenüber der Hygiene oder der Gerüchte über die Gefahr der Ansteckung mit dem Coronavirus durch Bargeld, scheint dies widersprüchlich.
 
Sorge vor Ausgangssperre & Bargeldknappheit

Ein Grund, warum viele Bürger in der Krise private Bankreserven anlegen wollen, ist sicherlich, dass sie vor allem in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen nicht sicher sein können, ob und wann sie überhaupt wieder zur Bank gehen können. In der momentanen Situation wird vor allem älteren Menschen geraten, nicht unnötig das Haus zu verlassen. Dies kann dazu führen, dass sie das Bargeld zu Hause horten – es könnte ja der Fall eintreten, dass sie erstmal keines mehr abheben können.

Zudem scheinen im Krisenfall einige zu befürchten, dass das Bargeld knapp wird. Ähnlich wie beim Hamstern von Toilettenpapier wird dies aber noch verstärkt, je mehr Menschen auf diesen Zug aufspringen: Bekommt man mit, dass die Leute hohe Mengen Geld abheben, so könnte es ja sein, dass nichts übrigbleibt und man zieht nach. Die Sorge der Bargeldknappheit sei allerdings unbegründet, so die Bundesbank. Sie betonte erst kürzlich wieder: „Die Tresore sind voll.“ Darüber hinaus scheinen manche Menschen besorgt, ob ihr Geld auf dem Konto bei der Bank noch sicher ist, weil sie zum Beispiel befürchten, dass Banken in einer Krise schließen müssen. Dies führt dann dazu, dass sie ihre Einlagen lieber zu sich nach Hause holen.

Bargeld kommt dem Sicherheitsbedürfnis in der Krise entgegen

Auch ein eher psychologischer Aspekt bietet eine Erklärung: Eine Krise wie die momentane Covid-19-Pandemie ist immer eine Zeit, die mit vielen Ängsten und Unsicherheiten einhergeht. Daher verspüren wir verstärkt das Bedürfnis nach einem Gefühl von Kontrolle. Bargeld ist physisch greifbar und weniger abstrakt als der Kontostand und kann deshalb ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, wie wir kürzlich bereits in einem Blogbeitrag beleuchtet haben. Ganz nach dem Motto „Nur Bares ist Wahres“ deponieren wir in der Krise also das Geld zu Hause – denn wenn wir es sehen können und wissen, dass genug da ist, dann haben wir etwas, das wir kontrollieren können und das uns ein Gefühl von Sicherheit gibt.

Neben Angst vor Ausgangssperre, Bargeldknappheit, Bankenschließen oder einem Sicherheitsbedürfnis können Cash-Reserven natürlich auch ganz praktische Gründe haben: Vielleicht hat man auch einfach für die spontane Essensbestellung lieber etwas mehr Bargeld zu hause.

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