Wie erlernen Kinder den Umgang mit Geld – ohne Bargeld?

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Neu-Isenburg

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Heute ist der 94. Weltspartag. Traditionell erhalten Kinder an diesem besonderen Tag kleine Geschenke, wenn sie ihr gespartes Geld in der Sparbüchse zur Bank bringen. Dieses Ritual ist ein schöner Anreiz, um Kindern das Sparen beizubringen. Doch bei all den Diskussionen rund um das Thema Bargeld und seine Zukunft, drängt sich das Gefühl auf, dass die Folgen einer bargeldlosen Gesellschaft bislang noch nicht bis ins kleinste Detail bedacht wurden – denn: Wie können wir beispielsweise unseren Kindern den Umgang mit Geld beibringen, wenn es kein Bargeld mehr gibt?
 
Exkurs: Die Geschichte des Weltspartags
 

Die Hyperinflation zu Beginn der 20er Jahre in Deutschland führte dazu, dass sich hart vom Mund abgespartes Geld über Nacht in Luft auflöste. Dieser Umstand war Ursache dafür, dass Sparer ihr Vertrauen in die Papiermark und die Banken verloren. Eine Währungsreform sollte die Wirtschaft stabilisieren. Dabei wurde zunächst die deutsche Rentenmark eingeführt, wenige Zeit später die Reichsmark. Um die Bevölkerung dazu zu animieren, ihr Geld wieder bei der Bank zu sparen und nicht länger in kleinen Verstecken zu Hause zu bunkern, wurde im Oktober 1924, auf dem ersten „internationalen Sparkassenkongress“  in Mailand der „Feiertag für Sparkassen und Banken“ ins Leben gerufen. Ein Jahr später, am 31. Oktober 1925, fand dann der erste Weltspartag statt. 1928 wurde von zwei italienischen Musikern sogar eine „Spar-Hymne“ komponiert.
 
Auch über 90 Jahre später wird der Weltspartag von vielen Banken, vor allem von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, immer noch am letzten Tag im Oktober, veranstaltet. Da der 31. Oktober in einigen deutschen Bundesländern ein Feiertag ist, kann es vorkommen, dass der Weltspartag bereits am 30. Oktober gefeiert wird. So können wir auch heute, am 30.10.2019, wieder Kinder antreffen, die am Weltspartag teilnehmen, ihr Erspartes zur Bank bringen und dankend eine Belohnung entgegennehmen.
 
Auswirkungen eines Bargeldverbots

Wer denkt nicht gerne an seine Kindertage zurück, als man Woche für Woche sehnlich auf die eine Mark Taschengeld gewartet hat, um sie dann am Kiosk in Fußballsammelbilchen oder am Automaten in Kaugummis zu investieren. Doch die Wünsche wurden mit den Jahren größer und das Taschengeld im Sparschwein gespart, denn man soll ja nicht alles auf einmal ausgeben.
 
Auch heute haben Kinder noch Sparschweine, doch kommen diese im Alltag immer seltener zum Einsatz. Eltern machen es ihrem Nachwuchs mit kontaktlosem Bezahlen, Online-Shopping  und Überweisungen via Smartphone vor. Allerdings müssen Kinder den Umgang mit Geld lernen und begreifen, dass Geld digital nicht unbegrenzt zur Verfügung steht oder einfach aus dem Geldautomaten kommt, ohne dass man etwas dafür tut. Erste Folgen des veränderten Bezahlverhaltens vermutet man heute bereits bei manchen Jugendlichen, die schon in jungen Jahren Schulden bei Eltern oder Freunden anhäufen. Ob Kartenzahlung und Co. Kindern das Verständnis für Geld tatsächlich erschweren, ist wissenschaftlich allerdings noch nicht belegt. Fakt ist jedoch: Würde Cash in einem bargeldliebenden Land wie Deutschland abgeschafft, müssten zwingend neue Methoden entwickelt werden, um Kindern das Konzept von Geld näherzubringen.
 
Zum Problem kann ein Bargeldverbot auch für ältere Menschen werden, die mit neuen Technologien noch nicht ausreichend vertraut sind und dadurch weiterhin lieber mit Bargeld bezahlen. Denn wie eine Studie der Bundesbank  aus dem Jahr 2014 gezeigt hat, wickeln Menschen über 65  mehr als 60 Prozent ihrer Zahlungen in bar ab.
 
Auch wenn der Weltspartag vielleicht nicht mehr ganz state-of-the-art ist, das Sparbuch auf lange Sicht ausgedient hat und der Tausch Bargeld gegen Kuscheltier für Kinder nicht mehr als Anreiz ausreicht, so würde die Abschaffung des Bargelds der langjährigen Tradition des Weltspartags ein unfreiwilliges Ende bereiten.

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