Wie die Digitalisierung das Bezahlen verändert

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Neu-Isenburg

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Vordergründig ändert sich aktuell die Welt des Bezahlens nur für die Konsumenten, die per Smartphone, smarter Uhr oder Armband ihren Einkauf begleichen können. Im Hintergrund findet allerdings eine Verschiebung von Mechanismen und Machtverhältnissen statt. Die können ihre Schattenseiten haben. Wir gehen in diesem Blog daher der Frage nach, wie die Digitalisierung das Bezahlen verändert.

„Ich zahle mit meinem guten Namen“. Dieser längst vergessene Werbeclaim eines Kreditkartenunternehmens beschreibt überraschend zutreffend die Welt des Bezahlens, wie wir sie heute vorfinden.

Die Frage des Vertrauens

Ein Händler erwartet zurecht eine Bezahlung für seine Waren. Der Kaufmann eines Supermarkts oder einer Bäckerei muss seinen Kunden nicht persönlich kennen. Setzt er für Abwicklung von Bargeldzahlungen Systeme von GLORY ein, ist er gegen die einzig mögliche Betrugsform gewappnet. Denn Fälschungen landen damit garantiert nicht in der Kasse.

Das sieht im Onlinehandel  gerade bei elektronischen Bezahlformen anders aus. Denn dort warten ganz andere Ausfallrisiken: von ungedeckten Girokonten bis zu gestohlenen Kreditkarten.

Es geht hier nicht zuletzt um eine Frage des Vertrauens. Ist die Person, die hier einkauft und bezahlt, tatsächlich derjenige, der er vorgibt zu sein?

Apple, Google & Co als Identitätsmanager

Vor dieser Herausforderung standen auch die großen US-Konzerne Apple, Google, Amazon und Facebook. Jeder betreibt ein mehr oder weniger großes Ökosystem an Diensten und Bezahlangeboten. Das Benutzerkonto ist hier die Eintrittskarte, um alle Funktionen verwenden zu können. Und natürlich etwas zu kaufen. Was lag da näher, als die geprüften Benutzerdaten inklusive der notwendigen Zahlungsdaten auch anderweitig einzusetzen?

„Anmelden mit Apple“, „Login mit Google“ oder „Bezahlen mit Amazon “ sind sowohl für Konsumenten wie Händler bequem. Der Kunde muss sich lediglich mit seinen bekannten Daten anmelden und spart sich das weitere Ausfüllen von Formularen. Und der Händler verlässt sich darauf, dass die großen Konzerne ja bereits die Identität und die Zahlungsdaten des Kunden überprüft haben.

Damit haben sich die Konzerne aber zugleich zu Managern digitaler Identitäten aufgeschwungen. Der Schritt, dies mit einem Bezahlverfahren zu koppeln war so nur konsequent und folgerichtig.

Das Nachsehen in diesem Spiel haben die Banken, der Handel und letztlich auch die Konsumenten. Den Kreditinstituten geht ein weiteres Stück Kundenzugang verloren. Sie werden zu reinen Abwicklern einer Transaktion. Der Handel erlebt einen Nachteil, der aber nur wenigen Händlern bewusst ist. Denn für Amazon und Google sind die größeren Datenmengen ein geldwerter Vorteil. Je mehr die Kunden die Dienste nutzen, umso tiefer sind die Einsichten, die sich in Hinblick auf das Konsumverhalten gewinnen lassen. Und der Kunde? Wie immer in einem solchen Spiel: Er zahlt den größeren Komfort mit einer größer werdenden Transparenz.

Einkaufen ohne Kasse, oder wenn das Auto etwas bestellt

Die Notwendigkeit, Identitäten digital zu verwalten und zu überprüfen, wird durch neueste technologische Entwicklungen noch verstärkt. Wer in den Convenience Stores von Amazon Go einkauft, entnimmt einfach die Waren aus dem Regal und verlässt den Laden wieder, ohne überhaupt an eine Kasse gehen zu müssen. Die Anmeldung per Smartphone beim Betreten des Geschäfts genügt. Auch der Konzern Alhold Delhaize eröffnet in Belgien und den Niederlanden erste vergleichbare Geschäfte. Und in China können Konsumenten in Märkten des Alibaba-Konzerns mittels Gesichtserkennung bezahlen. Weltweit wird an Systemen, die auf der Digitalisierung einer Identität basieren, entwickelt.

Auch die Automotion-Industrie arbeitet stark an automatisierten Bezahlsystemen. NFC-Chips im Fahrzeug können dann beispielsweise automatisiert die Gebühren beim Verlassen eines Parkhauses oder beim Tanken entrichten. Maschinen zahlen somit automatisch Maschinen. Und auch hier spielt das Management von Identitäten eine wichtige Rolle.

Das Wissen, wer wann, warum, welche Beträge bezahlt hat, bedeutet Macht. Daten, die sich in vielerlei Hinsicht monetarisieren lassen. Informationen, die die Bürger auch freiwillig von den Banken hin zu anderen Anbietern transferieren können, dank der Vorschriften der PSD2  und der Maßgabe, Kontoinformationen mit Dritten teilen zu müssen.

Wir müssen vom Bargeld lernen

Es ist fraglich, ob die europäischen Initiativen für Identitätsmanagement, wie Verimi, den Zulauf zu den von US-Konzernen dominierten Lösungen aufhalten können. Und ein Versuch, automatisierte Bezahllösungen aufhalten zu wollen, ist wahrscheinlich so vielversprechend, wie ein Versuch, Zahnpasta wieder in die Tube zu drücken.

Indes geht es bei all dem auch um Bürger- und Freiheitsrechte. Und hier sollten Gesetzgeber, Unternehmen und Banken an einem Strang ziehen. Es gilt, den gläsernen Konsumenten, den vollständig transparenten Bürger zu verhindern. Und hier kann die Digitalisierung noch etwas vom traditionellen Bargeld lernen. Denn es gewährt Anonymität – und damit letztlich auch Freiheit.

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