Wie lange zahlen wir noch mit Bargeld?

Die Frage, wie lange die Menschen denn nun noch weiter bar im Laden bezahlen, ist ein echter Dauerbrenner. Und die Antwort ist vielschichtig und nicht selten emotional aufgeladen.
Legen Unternehmen oder Verbände, in deren Mittelpunkt bargeldlose Bezahlverfahren stehen, ihre aktuellen Geschäftszahlen vor, eröffnet dies häufig einen lebhaften Austausch über die Beständigkeit von Noten und Münzen. Immerhin käme eine bargeldlose Gesellschaft den jeweiligen Business-Modellen entgegen. Und trotzdem: Wie die jüngsten Zahlen aus dem Cash & Payment Report von GLORY erneut unterstreichen, bleibt die Akzeptanz von Bargeld auch in der Schweiz weiter bestehen. Von der Liebe zum baren Bezahlen besonders in Deutschland und Österreich ganz zu Schweigen.
Vorliebe für Barzahlung in der Schweiz erstaunlich stabil
Aktuell zahlen immerhin noch 34 Prozent der Kundinnen und Kunden an der Kassa des Supermarkts, in Bäckereien oder der Buchhandlung um die Ecke bar. Im D-A-CH Vergleich zeigt sich zudem, dass die Vorliebe für Bares keine Frage des Alters ist. Sowohl die über 55-Jährigen als auch die junge Generation unter 24 bevorzugt Scheinen und Münzen.
Die Studie von Bonsai Research im Auftrag von GLORY hat gezeigt, dass sich die seit Jahren abzeichnende Verschiebung vom Bargeld in Richtung kontaktloser und mobiler Bezahlarten fortsetzt. Aufmerksame Beobachtungen der Branche machen jedoch deutlich, dass dieser Wandel insgesamt schleichender verläuft als es selbst Expert:innen vermutet haben dürften. So geht die Akzeptanz mobiler Bezahlmethoden laut der Erhebung trotz allem langsam voran.
Bargeld ist auch Emotion
Derzeit gibt es in der Politik, den Banken oder dem Handel keine erkennbaren Bestrebungen, Noten und Münzen abzuschaffen. Die Denkweise des Handels ist hingegen weiterhin davon geprägt, ein möglichst breites Angebot an Zahlungsarten anzubieten und Kundinnen und Kunden die freie Wahl zu lassen. Trotz technischer Innovationen und lautstarker Werbung für bargeldlose Alternativen, zahlen Menschen weiterhin bar. Das ist allein mit rationalen Argumenten wohl kaum hinreichend zu erklären.
Papier- und Kleingeld ist ein seit Jahrhunderten erprobtes Bezahlmittel. Alle verstehen es, alle können es nutzen und mit dieser langen Tradition assoziieren die Menschen ganz offenbar auch eine besondere Wertigkeit. Das hat sich zuletzt während der Pandemie gezeigt, als die nachgefragte Bargeldmenge deutlich angestiegen ist. In unsicheren Zeiten scheint Verbraucher:innen das Bargeld, welches sie in den Händen halten können, der bessere Wertspeicher zu sein. Der Ausspruch „nur Bares ist Wahres“ bringt es prägnant auf den Punkt. Und es zeigt noch mehr: Der Hang zum Bargeld hat auch eine emotionale Seite.
Während die Zahlen auf dem Girokonto abstrakt sind, ist der Inhalt des Portemonnaies nachvollziehbar und transparent. Mit einem Blick ist leicht zu erkennen, wann das Budget zu Ende geht. So lässt sich auch Kindern unmittelbar und durch eigene Erfahrungen der Wert des Geldes erklären. Und Finanzexpert:innen empfehlen den Menschen, die nicht besonders gut darin sind, mit ihrem Einkommen auszukommen, lieber mit Bargeld zu bezahlen.
Ein weiterer Vorteil: Bares gewährt auch ein Stück Anonymität. Das ist für nicht wenige Menschen ein wichtiges Argument. Denn im Zeitalter immer ausgefeilterer Marketing-Profile und gigantischer Datensammlungen, die mittels Künstlicher Intelligenz ausgewertet werden, können Kundinnen und Kunden sich dem mit Barzahlung entziehen.
Welche Gründe auch immer auf den Einzelnen zutreffen mögen, in ihrer Gesamtheit führen sie dazu, dass das Ende des Bargelds nach wie vor in weiter Ferne liegt. Das „New Normal“ nach der Pandemie ist in dieser Hinsicht das Alte. Bargeld wird im Handel weiter zum Alltag gehören. Mit der richtigen Technologie, wie Bargeldrecyclingsystemen, lässt es sich problemlos mit aktuellen Dienstleistungen (z. B. SB-Services) kombinieren.
Mehr zum Thema gibt es im Handelszone Podcast. Hagen Höhl, GLORY Vice President EMEA, teilt in Folge 13 seine Gedanken zur Frage „Wie lange zahlen wir noch mit Bargeld?“. Hören Sie rein!
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