Wie kommen die Schweizer in Zukunft an Bargeld?

Mittwoch, 19. Januar 2022

Niederwangen

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«Digital siegt und Bargeld stirbt langsam aus.» So tönt es immer mal wieder in den Medien. Die Sache ist aber dann doch komplexer. Wie sieht die Zukunft des Bargelds in der Schweiz aus? Oder anders: Wie kommen die Schweizer in Zukunft an Bares?

Mit der Zukunft der Bargeldversorgung in der Schweiz hat sich auch das Unternehmen Six in einem Whitepaper («The Future of Money») beschäftigt. Darin versuchen die Autoren Szenarien für die Zukunft des Bargelds (nicht nur) in der Schweiz aufzuzeigen.

Bargeld wird totgesagt, ist aber quicklebendig
In den meisten Betrachtungen rund um die Zukunft des Zahlungsverkehrs heisst es stets, dass Bargeld noch das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel ist. Dieses «noch» impliziert bereits, als handle es sich beim Bargeld um eine langsam verblassende Erscheinung unseres Alltags.

Das Gegenteil ist richtig! Alle einschlägigen Studien aus den vergangenen Jahren zeigen, dass der Bargeldumlauf weltweit wächst. Die ausgegebene Bargeldmenge steigt kontinuierlich an.

Auf der anderen Seite gehen die Barzahlungen in den Geschäften jährlich zurück. Wie passt das zusammen? Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen besteht darin, dass die Menschen das Bargeld anders nutzen. Sie sehen darin ein Mittel zur Wertaufbewahrung. Und weltweite Krisen wie die Corona-Pandemie lassen die Menschen offenbar zu einen seit Jahrhunderten bewährten Mittel zurückgreifen. Dem Bargeld.

Bargeld bedeutet auch finanzielle Inklusion
Befürworter des bargeldlosen und besonders mobilen Bezahlens verweisen stets auf das Beispiel Schweden. Dort sei es problemlos möglich, auch beim Bäcker einen Kleinstbetrag per Karte oder Smartphone zu bezahlen.

Bei der positiven Schilderung der dortigen Zustände fällt aber immer ein wichtiger Aspekt unter den Tisch. Denn Bargeld bedeutet finanzielle Teilhabe! Wirklich jeder versteht den Umgang mit Bargeld, jede:r kann es nutzen. Das sieht bei vielen modernen und bargeldlosen Verfahren nicht so aus. Es gibt Teile in unserer Gesellschaft, die sich schlicht kein modernes Smartphone leisten können. Es gibt Menschen (und dazu gehören nicht nur die Älteren), die mit der Nutzung von Technik zu kämpfen haben. Und es gibt Menschen, die auf Barzahlungen wegen des finanziellen Hintergrunds angewiesen sind. [weitere Gründe, weshalb Menschen Bargeld nutzen, finden Sie in unserer Infografik.  Und die Personen schliesst eine bargeldlose Gesellschaft aus. Das Beispiel Schweden eignet sich aber dennoch dazu, die Probleme herauszuarbeiten, die im Umgang mit dem Bargeld entstehen, wie es auch die Autoren des Whitepapers getan haben.

Es gab in Schweden keinen Volksentscheid, mit dem Ziel das Bargeld abzuschaffen oder zurückzudrängen. Der Wandel, der dort zu beobachten ist, hat damit zu tun, dass es für die Banken schlicht immer unwirtschaftlicher wurde, die Bevölkerung mit Bargeld über ein flächendeckendes Netzwerk von Bancomaten zu versorgen. Denn wie überall auf der Welt haben auch die schwedischen Banken mit ihren Kostenstrukturen zu kämpfen.

Werden Bancomaten aus Rentabilitätsgründen abgebaut, wird es für die Menschen schwieriger, sich mit Bargeld zu versorgen, um damit dann einzukaufen. Also wechseln sie stärker zu Alternativen. Mit der Folge, dass auch an den bestehenden Bancomaten weniger Nachfrage herrscht. Es folgen weitere Schliessungen.

Der Bargeldkreislauf braucht Effizienz
Verschwindet das Bargeld also ganz? Nein. So auch die eindeutige Antwort der Expert:innen von Six. Dieses Szenario wird als wenig wahrscheinlich angesehen und ist nur in Staaten denkbar, in denen die Regierung dies von oben beschliessen.

Aus den Betrachtungen ergibt sich aber: Damit Bargeld effizient und kostenbewusst verteilt und verarbeitet werden kann, braucht es einen funktionierenden Kreislauf. Und hier sind längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

Dies beginnt direkt bei den Retailern, die mit technischen Lösungen die Effizienz bei der Bargeldverarbeitung heben können. Dazu muss es möglichst wenig bewegt werden. Denn der Transport ist einer der grössten Kostenblöcke. Dies kann gelingen, wenn die Detailhändler die Rolle der Banken übernehmen. Die Kasse wird zum Bancomaten.

Die Kund:innen beziehen ihr Bargeld direkt beim Einkaufen an der Kasse. Ein Modell, das ausserhalb der Schweiz schon deutlich verbreitet ist. (Details aus Deutschland liefert der GLORY CASH REPORT 2020.)

Vorteile von Cash Back für den Detailhandel:

 

  • Reduzierung des Bargeldbestands in der Filiale
  • Weniger Werttransporte und dadurch geringere Kosten
  • Zusätzliche Einnahmen in Form von Bankprovisionen
  • Bessere Customer Experience
  • Höhere Kundenbindung

Cash-Recycling-Systeme als Voraussetzung
Für die Akzeptanz von Cash Back durch die Kund:innen ist entscheidend, dass der Service schnell, bequem und sicher abläuft. Gleichzeitig muss das Handling für Detailhändler:innen kosteneffizient bleiben. Daher ist der Einsatz von Cash-Management-Systemen von GLORY empfehlenswert. Wird dem Kunden das Geld nicht aus der Ladenkasse, sondern durch ein Cash-Recycling-System ausgezahlt, bringt das auch ein Plus an Sicherheit. Die Systeme prüfen das ausgehende Bargeld auf Echtheit und schützen so vor Falschgeld, sie verhindern einen Zugriff durch Unbefugte, und reduzieren Fehler bei der Bargeldauszahlung. Schliesslich ist auch die Privatsphäre der Kund:innen besser gewahrt, wenn sie das Bargeld anonym über einen Automaten beziehen und nicht vom Personal ausgehändigt bekommen. Ein Aspekt, der für die Akzeptanz von Cash Back eine wichtige Rolle spielt.

Digitale Währung = das neue Bargeld?
Und wie sieht es mit den aktuell stark diskutierten digitalen Währungen aus? Werden Sie zum neuen Bargeld? Ein Szenario, das Six selbst mit einer mittleren und geringen Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet.

Die dezentralisierten Währungen, deren prominentester Vertreter der Bitcoin ist, müssen erst einmal erweisen, dass sie mehr als ein Spekulationsobjekt sind. Zumal ihre Nutzung technisch noch viel komplexer als das Bezahlen am Smartphone ist.

Und bei den digitalen Währungen der Zentralbanken, den CDBC, braucht es noch einige Zeit, bis diese aus Konzeptions- und Testphasen heraustreten. Zumal ihre Intention eher auf die Nutzung im geschäftlichen Umfeld ausgerichtet ist.

Bargeld wird uns also noch weiter begleiten. Doch damit sich alle Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft problemlos damit versorgen können, muss es effizienter abgewickelt werden.

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