Digitalisierung als Basis für attraktive Innenstädte

Montag, 27. April 2020

Neu-Isenburg

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Beim Gang durch die Zentren von Klein- und Mittelstädten sind die Folgen der geänderten Gewohnheiten der Konsumenten inzwischen nicht mehr zu übersehen. Als eine der Folgen des wachsenden E-Commerce gibt es immer häufiger Leerstände. Handel und Politik ringen mit der Frage, wie die Innenstädte attraktiv bleiben und vor Verödung geschützt werden können. Digitalisierung ist ein wesentlicher Baustein dazu.

Wird der „Handel“ generisch betrachtet, also die Unterscheidung zwischen stationär und online weggelassen, lässt sich zuspitzen, dass der Handel nicht die Stadt braucht, sondern die Stadt den Handel. Wären plötzlich sämtliche Produkte nur noch online zu bekommen, würden sich die Umsätze in das Online-Segment verschieben, denn die Bedürfnisse der Konsumenten bestehen ja weiter.
Ganz so einfach ist es naturgemäß nicht, denn wie Umfragen und Studien der vergangenen Jahre immer wieder zeigen, ist für viele Menschen das Einkaufen auf Märkten, in Warenhäusern und Fachgeschäften auch ein Bedürfnis der Freizeitgestaltung und der sozialen Interaktion. Die Innenstadt ist auch ein Ort der Zusammenkunft. Und ohne den Handel vor Ort fehlt es ihr an Attraktivität.

HDE stellt 11-Punkte-Plan auf

Aktuelle Erhebungen des Handelsverband Deutschland (HDE) unterstreichen, dass die Kunden aber ganz offenbar in den Innenstädten etwas vermissen. In den vergangenen Jahren haben bundesweit 29.000 Standorte geschlossen. Andere Studien wie die des Instituts für Handelsforschung (IFH) prognostizieren gar, dass in den nächsten zehn Jahren bis zu 64.000 stationäre Händler verschwinden könnten. Deswegen hat sich der HDE in einem offenen Brief an das Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat mit einem 11-Punkte-Plan „Gute Politik für attraktive Innenstädte“ gewandt. Darin fordert der Verband von der Politik u. a. die Anerkennung des stationären Handels auch in seinen sozialen Funktionen, eine Sicherstellung der Erreichbarkeit auch durch den Individualverkehr oder die Erhaltung von Flair und Baukultur der Innenstädte bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes.

Aufbau digitaler Infrastrukturen

Der HDE wünscht sich von der Politik ebenfalls die Schaffung digitaler Infrastrukturen. Die Kunden erwarten in den Innenstädten schnelle Internetverbindungen. Und der Handel benötigt diese, um die Digitalisierung voranzutreiben, um so den Kunden neue innovative Serviceleistungen anzubieten. Denn nur so kann er Konsumenten ansprechen, die hauptsächlich online sozialisiert wurden. Eine Forderung kann nur diejenigen überraschen, die ausschließlich in Großstädten oder Ballungsräumen einkaufen gehen. Dort verfügen die Telekommunikationsanbieter über ein dicht ausgebautes und leistungsfähiges Netz. Doch das ist eben längst nicht überall der Fall.

Schnelle Internetanbindungen bilden die Basis dafür, dass unsere Innenstädte „smart“ werden. Dazu gehören intelligente Park- und Verkehrsleitsysteme, neue per App nutzbare Mobilitätskonzepte und eben auch Serviceangebote des Handels. In der digitalen Ödnis schlecht ausgebauter Kommunikationsnetze bleiben nicht nur für kleinere Händler neue Dienstleistungen und effizienzsteigernde Lösungen ein Wunschtraum; beispielsweise die digitale Regalverlängerung durch einen Online-Shop oder eine Kundenberatung per App.

Der nach wie vor vielerorts schleppende Ausbau von Telekommunikationsstrukturen verspielt so auch die Chancen, die sich für den Handel durch den Rückzug von Banken aus der Fläche ergeben. Denn um die Versorgung der Konsumenten mit Bargeld durch Cash-Management-Systeme oder Routinegeschäfte wie Einzahlungen zu übernehmen, bedarf es einer verlässlichen und stabilen Anbindung der Standorte an das Internet.

Und so sind die Forderungen des HDE nicht nur berechtigt, sie weisen auch auf den wichtigen Zusammenhang zwischen Digitalisierung und lebenswerten Innenstädten hin. Wie wichtig Innenstädte und deren Einkaufsmöglichkeiten für viele Menschen tatsächlich sind, zeigen Diskussionen und Beiträge in den (sozialen) Medien zur aktuellen Situation. Den Menschen fehlt es, im stationären Handel einkaufen zu gehen. Zudem gibt es unzählige Aktionen, mit denen Menschen Händler aktuell unterstützen möchten. Die Stadt mit ihren Geschäften als Raum sozialer Interaktion wird in Situationen wie dieser umso mehr geschätzt.

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