Hybrider Handel – in zwei Welten zuhause

Montag, 8. Januar 2024

Niederwangen

Menschen Menge auf der Zeil, Frankfurt

Smarte Stores bieten eine Antwort auf ein verändertes Einkaufsverhalten und wirtschaftliche Zwänge. Denn die Kundschaft von heute hat sich über die Jahre an neue Gegebenheiten angepasst. 

Das vergangene Weihnachtsgeschäft verdeutlicht: Die Zeiten menschenleerer Innenstädte gehören der Vergangenheit an. Menschen strömen wieder in die Städte und geniessen das Einkaufserlebnis. Doch ist es wirklich „Business as usual“? Es wird wieder mehr eingekauft im stationären Detailhandel, die Umsätze allerdings lassen vielerorts zu wünschen übrig. Parallel dazu sehen sich Onlinehändler:innen mit rückläufigen Zahlen konfrontiert. Der Onlinevertrieb scheint in einigen Segmenten an seine Wachstumsgrenzen gestossen zu sein. Inflationsdruck und wirtschaftliche Unsicherheit stellen zusätzliche Herausforderungen dar. 

Kosten sparen und Flächenproduktivität steigern

Mehr denn je kommt es im aktuellen Handelsumfeld darauf an, die Kosten im Griff zu behalten und mittels intelligenter Technik Rationalisierungspotenziale zu heben. Ein Ansatzpunkt dafür ist die Flächenproduktivität. Eine mögliche Lösung ist der intelligente Rückbau von Flächen und die Umwidmung zu Mini-Warehouses oder Hubs, die das Picking von online bestellter Ware und den Versand aus der Filiale heraus ermöglichen. 

Rationalisierungspotenziale gibt es auch in der Kassenzone durch Self-Checkout-Systeme (SCO). Was auch den Kundenbedürfnissen entgegenkommt: Laut einer aktuellen von GLORY beauftragten Bonsai-Studie nutzen 48 Prozent der Verbraucher:innen in der DACH-Region bereits SB-Angebote. Und mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich die freie Wahl zwischen bedientem Service und Selbstbedienung.

Future Stores mit Fokus auf Kundenbedürfnisse

Auffällig in den letzten Jahren: Handelsunternehmen stellten weniger Prestige-Projekte wie autonome Stores vor. Einige „Future Stores“ wurden sogar wieder geschlossen. Selbst Amazon ist bei seinem Konzept „Amazon Go“ zurückhaltender geworden. Die globalen Krisen trugen mit Sicherheit zu dieser Entwicklung bei. Aber gingen die Shops vielleicht auch schlicht an den Wünschen der Kundschaft vorbei?

Die Bonsai-Verbraucherstudie zeigt, dass 4 von 10 Einkaufenden in der DACH-Region vollautomatisierte Supermärkte ausprobieren würden. Doch ausprobieren bedeutet nicht zwangsläufig auch dauerhaft nutzen. Stores müssen überzeugende Argumente und schlüssige Konzepte bieten, um nachhaltig erfolgreich zu sein.

Hybrid: Ja, aber Kunden-zentriert denken

Kund:innen schätzen im stationären Handel den Kontakt zu Menschen und Beratung, suchen gleichzeitig aber nach möglichst bequemen Einkaufserlebnissen. Lange Wartezeiten und nicht verfügbare Produkte gehören traditionell zu den grössten Ärgernissen.

Handelsunternehmen, die von diesen Bedürfnissen aus denken, kommen fast zwangsläufig zu Konzepten smarter Stores. Der „Lefties Futurestore“ des Modehändlers Inditex in Barcelona etwa zeigt, wie sich Aufenthaltsqualität und Services sinnvoll verbessern lassen. Das fängt im Eingangsbereich an, wo Kund:innen E-Scooter sicher verschliessen können und ein Café zum Verweilen einlädt. Vor den Umkleiden verhindern smarte Farbsignale lange Warteschlangen. RFID-Etiketten an der Kleidung sorgen an den SCO-Stützpunkten für die zuverlässige Erkennung der Waren. Um die Bargeldabwicklung kümmern sich Systeme von GLORY.

Hybrid Commerce bleibt alternativlos

Die Zukunft des Handels erfordert hybride Konzepte, um der anhaltenden Affinität der Konsumenten zum Online-Shopping sowie den Herausforderungen durch Marktplätze und D2C-Modelle gerecht zu werden. Technologie sollte dabei immer im Sinne der Kund:innen eingesetzt werden. Nur so kann der stationäre Handel dauerhaft attraktiv bleiben und sich von reinen Online-Shops abheben.

Es bleibt unklar, welche Konzepte sich durchsetzen werden. Handelsunternehmen müssen agil und kreativ bleiben, verschiedene Formate ausprobieren und so die nötigen Erfahrungen gewinnen, um die Kundschaft weiterhin in die Läden zu locken. 

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