Bezahlvorlieben im Wandel

Mittwoch, 29. November 2023

Niederwangen

Einzahlung in einem Bargeld-Recycler

Seit 2019 untersuchen wir im GLORY PAYMENT REPORT das Zahlungs- und Einkaufsverhalten der Kund:innen in Deutschland, seit 2022 zusätzlich auch in Österreich und der Schweiz. Wie haben sich die Payment-Präferenzen in dieser Zeit entwickelt? Und welche Rückschlüsse lassen sich daraus für die Zukunft ableiten? 

2019: Geliebtes Bargeld 

Die erste Ausgabe des Branchenberichts, noch unter dem Namen GLORY CASH REPORT, betonte die ungebrochene Bargeldliebe der Deutschen. Mehr als drei Viertel aller Transaktionen in Deutschland wurden damals in Scheinen und Münzen getätigt. In einer von GLORY beauftragten KANTAR-Studie gaben 53 Prozent der Befragten an, an der Kasse von Supermarkt, Bäcker, Buchladen & Co. am liebsten bar zu bezahlen. Die Kartenzahlung lag in der Gunst noch klar dahinter (rund 35 Prozent). Gemessen am gesamten Umsatz im deutschen Einzelhandel betrug der Anteil laut EHI Retail Institute aber schon 48,6 Prozent, da bei grösseren Beträgen tendenziell eher die Karte gezückt wurde. 

2020: Unfreiwillige Veränderung 

Der Trend zur Karte war also bereits deutlich erkennbar – und dies beschleunigte sich in den folgenden Jahren. Die Corona-Pandemie war dabei ein wesentlicher Faktor. In der zweiten Auflage des Reports 2020 nahm sich GLORY der Frage an, wie die Pandemie das Bezahlverhalten beeinflusste. Das eindeutige Ergebnis: Bargeldzahlungen nahmen signifikant ab – sowohl was den Anteil am Umsatz betraf als auch in Hinblick auf die Beliebtheit. Laut der damaligen KANTAR-Studie bevorzugten zu Beginn des Jahres 2020 49 Prozent der Befragten beim Einkaufen die Barzahlung. Wenige Monate später waren es nur noch 29 Prozent. Die Angst vor einer Ansteckung war dabei der häufigste genannte Grund. 

Auch wenn die Sorge vor Bargeld als „Virenschleuder“ widerlegt wurde – im Report erklärte das Matthias Callen von der Deutschen Bundesbank anschaulich – so rückte Hygienesicherheit doch zunehmend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Auch unter diesem Gesichtspunkt gewann die Kartenzahlung, gerade die kontaktlose, ohne PIN-Eingabe, stark an Popularität.  

2022: „New Normal“ 

Waren die pandemiebedingten Veränderungen ein kurzfristiger Trend oder handelte es sich um einen nachhaltigen Wandel? Dieser Frage ging der GLORY CASH & PAYMENT REPORT zwei Jahre später nach. Die Antwort: sowohl als auch! Gewohnheiten der Kund:innen haben sich in der Tat dauerhaft verändert. Verwöhnt von den (neuentdeckten) Vorzügen des Online-Handels erwarten sie zunehmend auch von stationären Geschäften bequeme Services. Beim Bezahlen jedoch stellten nur wenige Verbraucher:innen (27 Prozent) im Rückblick eine Veränderung ihrer Vorlieben aufgrund der Pandemie fest. Und wenn doch, dann eher durch indirekte Einflüsse. Eine Mehrheit (54 Prozent) derjenigen, die zur Karte gewechselt waren, gab als Grund die Vorgaben vonseiten der Händler:innen an. Die Ansteckungsgefahr spielte keine grosse Rolle mehr. 

Dennoch: Im Vergleich zum „Normaljahr“ 2019 konnte die Karte die Lücke zum Bargeld schliessen. In der Beliebtheit lagen beide Payment-Methoden nun nahezu gleichauf. In der Studie, durchgeführt von Bonsai, wurden erstmals auch Kund:innen in der Schweiz und Österreich befragt. Auffällig war vor allem, dass sich die Schweizer:innen deutlich affiner gegenüber der Kartenzahlung zeigten als die Kundschaft in den anderen DACH-Ländern. Generell scheint die Aufgeschlossenheit gegenüber modernen Technologien in der Schweiz stärker ausgeprägt zu sein – sei es im Bereich SB-Services, bei Mobile Payment oder der Nutzung von Händler-Apps. 

2023: Alte Trends, neue Vielfalt 

Stichwort alternative Bezahlmethoden: Dass deren Bedeutung merklich steigt, ist eines der signifikanten Ergebnisse der Bonsai-Studie im aktuellen GLORY PAYMENT REPORT 2023. Mobile Bezahlmöglichkeiten, wie Apple Pay oder Google Pay, werden von rund zwei Dritteln der Befragten genutzt. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es nur zwei Prozent. 13 Prozent der Schweizer:innen bezeichnen Mobile Payment mittlerweile sogar als bevorzugte Bezahlmethode. Vor allem der Bezahldienst Twint ist hierzulande sehr beliebt ist.  

Während in Deutschland und Österreich an der Spitze der Payment-Beliebtheitsskala das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bargeld und Karte in Deutschland weiterhin bestehen bleibt, zahlen in der Schweiz nur 28 Prozent am liebsten in Cash (Kartenzahlung: 53 Prozent). Doch noch immer erfolgt ein beträchtlicher Anteil aller Bezahlvorgänge in bar. Das oftmals abgeschriebene Bargeld bleibt auf absehbare Zeit für viele Kund:innen ein relevantes Zahlungsmittel.  

Fazit: Flexibilität als Erfolgsgarant 

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus der Entwicklung seit 2019: Verbraucher:innen verlangen Flexibilität und Entscheidungsfreiheit. Es gibt nicht den einen Weg. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Kund:innen unterscheiden sich je nachdem, welche individuellen Vorlieben sie haben, welcher Generation sie angehören oder wie die jeweilige Einkaufssituation aussieht. So zahlen Jüngere häufiger mit Karte, doch auch sie wollen auf Bargeld nicht verzichten, zum Beispiel bei kleineren Einkäufen. 

Die Flexibilität am POS zu ermöglichen, wird somit zur entscheidenden Aufgabe für den Handel. Wer seine Kundschaft am besten kennt, wird am erfolgreichsten sein. Diskutiert wurde dies zuletzt auch während des GLORY INNOVATION FORUM 2023 in Frankfurt