20 Jahre Euro-Noten

Freitag, 1. Oktober 2021

Neu-Isenburg

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Die Älteren werden sich wahrscheinlich noch an die ersten Euro-Banknoten in ihrem Portemonnaie erinnern. Vor 20 Jahren stellte die EZB die ersten Euro-Scheine vor. Doch mit dem digitalen Euro stehen große Veränderungen in unserem Finanzwesen an. Diese beleuchten wir im folgenden Blogbeitrag.

Sieben verschiedene Euro-Banknoten präsentierte der damalige EZB-Chef Wim Duisenberg am 30. August 2001 der Öffentlichkeit. Seinerzeit war auch noch die 500-Euro-Note dabei, deren Ausgabe vor fünf Jahren eingestellt wurde. Neu, bunt und ganz anders als die gewohnte D-Mark knisternd wirkten die noch fremden Banknoten. Neue Sicherheitsmerkmale und ein spürbar anderes Papier führten zahlreiche Redaktionen in Versuchung, die Geldscheine einmal einem Waschgang bei 60°C zu unterziehen. Waschmaschinenfest war das Geld nicht, behielt aber seine Sicherheitsmerkmale und konnte problemlos getauscht werden.
 
Immer mehr Scheine im Umlauf

Inzwischen ist der Euro aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Jüngsten, die ihr erstes Taschengeld ausgeben, kennen die D-Mark nur aus dem Geschichtsunterricht. Trotz der steigenden Beliebtheit von Kartenzahlungen und dem Bezahlen via Smartphone sind so viele Euro-Noten im Umlauf wie nie. Inzwischen wurden 26 Milliarden Scheine im Gesamtwert 1,4 Billionen Euro ausgegeben. Davon weiß der Handel ein Lied zu singen, denn Bargeld ist nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel beim Einkaufen, wie aktuelle Befragungen immer wieder zeigen.

Obwohl die Kundinnen und Kunden das bargeldlose Bezahlen häufiger einsetzen, steigt die Bargeldmenge. Der Grund dafür liegt für Expert:innen auf der Hand: Die Scheine in der Geldbörse oder im Tresor vermitteln Sicherheit und werden zur Wertaufbewahrung genutzt.

Der Digitale Euro kommt

Die Digitalisierung aller Lebensbereiche schreitet voran; das betrifft auch unser Geldwesen. Das Kryptogeld Bitcoin sorgt inzwischen fast täglich für Schlagzeilen, längst nicht immer positiv. Das unter keiner Aufsicht stehende Geld muss erst noch beweisen, dass es mehr als ein reines Spekulationsobjekt ist und sich als Wertspeicher etablieren kann. Während mit Banknoten wirklich jeder umgehen kann, ist das bei digitalen „Währungen“ nicht der Fall.
Doch die EZB hat die Zeichen der Zeit erkannt. „Wir werden einen digitalen Euro haben“, kündigte die EZB-Chefin Christine Lagarde bereits im Januar an. Wie genau dieses von der Zentralbank herausgegebene digitale Geld (Central Bank Digital Currency, CBDC) aussehen wird, ist aber noch nicht klar. Denn die EZB befindet sich dazu in einer Konsultationsphase. China ist hier etwas weiter, was die Einführung des digitalen Yuan angeht. Die Digitalisierung des Geldes schreitet voran, dabei geht es aber um mehr, als eine digitale Entsprechung unserer Banknoten zu entwickeln.

Neue Möglichkeiten digitaler Währungen

Digital ist unser Geld ja schon lange. Ob ein Einkauf in einem Online-Shop oder die Überweisung der Mietzahlung: In Form des Giralgelds bewegen wir alle täglich einen digitalisierten Euro von einer Bank zu einer anderen. Ein großer Unterschied zwischen dem digitalen Giralgeld und dem digitalen Euro als CDBC wird darin liegen, dass der digitale Euro „programmierbar“ sein wird. Und das eröffnet neue Möglichkeiten beim Bezahlen.

Diese Programmierbarkeit soll eine heute erkennbare Lücke in der Digitalisierung schließen. In vielen Branchen laufen Bestellprozesse zwischen Lieferanten und Produzenten automatisiert ab. Nur so sind auf Zeit optimierte Lieferketten möglich. Der Bereich des Bezahlens ist davon allerdings losgelöst. Es findet außerhalb der beteiligten Systeme statt, da hier Intermediäre, die Banken, benötigt werden. Die Programmierbarkeit des digitalen Euros schafft Potenziale für eine größere Automatisierung. Die Leistung und die Gegenleistung könnten auf der gleichen Plattform direkt abgewickelt werden; deutlich schneller als bisher.

Diese direkten Beziehungen zwischen Anbietern und Nachfragern würden etwa bei Pay-per-Use-Geschäftsmodellen für mehr Sicherheit sorgen und sind ein Schlüssel für Machine-2-Machine-Payments, wo Produktionsanlagen erforderliches Material direkt bestellen und bezahlen.

Was wie Zukunftsmusik klingt, beschäftigt inzwischen die meisten Zentralbanken, auch außerhalb Europas. Eine Entwicklung, die sich Wim Duisenberg kaum vorstellen konnte, als er voller Stolz die neuen Euro-Noten in die Kameras hielt.

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