Optimierung der Bargeldprozesse im digitalen Handelsumfeld

Freitag, 15. Februar 2019

Neu-Isenburg

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Dank Omni-Channel Revolution können Kunden heute stationär oder online einkaufen, oder auch beides irgendwie gleichzeitig tun. Eine Konsequenz: Der analoge POS wird digital, um die Erwartungen der Kunden bestmöglich zu erfüllen. Beim Checkout angekommen scheint das Konzept auf den ersten Blick allerdings zu scheitern, denn die Mehrheit der Verbraucher greift bevorzugt zum analogen Zahlungsmittel. Bares ist halt doch Wahres – und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Händler sollten deshalb dazu übergehen, Bargeld zu digitalisieren und Nutzen daraus ziehen. Wir erklären wie’s geht.

Barzahlung kostet dem Händler Geld und Zeit. Oder?

Im deutschen Einzelhandel werden jährlich rund 20 Milliarden Transaktionen getätigt. Die Abwicklung erfolgt in 75 % aller Fälle in bar.* Dieser Wert ist – trotz aller Anstrengungen der digitalen Revolutionäre, ihn zu reduzieren – überraschend stabil. Bargeld ist eben eine handfeste, greifbare Sache, ganz im Gegensatz zu allen digitalen Bezahlmethoden. Und das auch in der von Technik dominierten Welt des 21. Jahrhunderts.

Allerdings heißt es häufig, Bargeld käme dem Händler teurer als digitale Bezahlverfahren und würde unnötig Zeit beim Checkout kosten. Stimmt das eigentlich? Die Deutsche Bundesbank und der EHI widerlegten diese Vorurteile jüngst in ihrer gemeinsamen Studie „Kosten der Bargeldzahlung im Einzelhandel“**:

  • Barzahlungen bis 100 Euro benötigen am wenigsten Zeitaufwand
  • An der Supermarktkasse dauert eine Barzahlung im Schnitt 22 Sekunden – Kartenzahlungen mit PIN-Eingabe 29 Sekunden, mit Unterschrift sogar 38 Sekunden
  • Barzahlungen bis 50 Euro sind günstiger als bargeldlose Bezahlverfahren
  • Die Kosten für eine Barzahlung belaufen sich auf 24 Cent pro Transaktion, bei Bezahlung mit PIN oder Unterschrift auf 34 Cent

Zeit ist Geld – und das gilt auch für den Handel. So haben Händler ihre Prozesskette vom Einkauf über die Warenwirtschaft und Logistik bis hin zu Lieferung und Verkauf in der Regel bereits bis aufs Äußerste optimiert.

 
Optimierung der Retail Cash Chain

Enorme Einsparpotenziale finden sich jedoch nach wie vor in der Bargeldlogistik – wir bezeichnen sie als „Retail Cash Chain“. Diese Potenziale können mit Hilfe von Digitalisierung und Automatisierung gehoben werden. So lässt sich etwa mit modernen Cash-Management-Systemen die gesamte Prozesskette des Bargeldmanagements digital abbilden – von der Barzahlung an bedienten Kassenplätzen über Self-Checkouts mit Barzahlungsfunktion bis hin zu hocheffizienten Backoffice-Lösungen mit WTU-Anbindung. Händler können somit die Verarbeitung, Beschaffung und Abschöpfung bedarfsgerecht und kostenoptimiert steuern.

Point of Sale: Der Kunde übergibt dem Händler Bargeld – entweder traditionell dem Kassierer oder direkt in einen dem Kunden zugewandten Bargeld-Recycler, integriert in einer normalen Kasse oder z.B. in einem Self-Checkout.  Das Bargeld wird vom System auf Echtheit überprüft und Wechselgeld entsprechend ausgezahlt. Das Personal kann sich so gezielt auf den Kundenservice konzentrieren.

Point of Service: Das automatisierte Bargeldmanagement in der Filiale ermöglicht es dem Händler, das Bargeld für neue Kundenservices und damit als Frequenzbringer einzusetzen. Beispiele hierfür sind die reine  Selbstbedienung im Lebensmittel- und Fertigproduktsegment durch Einsatz von unbemannten Self-Checkout-Kassen oder Vorbestellungen im Schnellrestaurant zur Verkürzung der Wartezeiten.

Erhöhte Sicherheit auf der Ladenfläche: Überschüssiges Bargeld wird in einer sicheren Kassette in der Filiale aufbewahrt. Das angeschlossene System weist das Personal darauf hin, wann das Bargeld am Cashpoint entnommen und  in ein sicheres Cash Office gebracht werden sollte. Dieses Cash Office kann flexibel von einem Mitarbeiter, einem WTU oder beispielsweise auch als Service einer Immobilienfirma (z.B. in einem großen Einkaufszentrum)  betrieben werden.

Cash Office: Bargeld aus den Systemen auf der Verkaufsfläche wird den Cash Recyclern im Backoffice zugeführt. Die Cash Management Software ermöglicht sichere, nahtlose, schnelle und exakte Transaktionen. Das Wechselgeld für  die Filiale bleibt erhalten und überschüssiges Bargeld wird bis zum Abtransport sicher verwahrt. Der Zugriff auf das gesamte Bargeld wird somit jederzeit kontrolliert und überwacht. Das System ist skalierbar und ermöglicht  die Konsolidierung von Cash Office Funktionen in einen größeren Betriebsbereich oder gar in ein gemeinsam mit anderen Händlern genutztes Cash Office (= Shared Cash Office).

Direkte Wertstellung: Nach der Echtheitsprüfung durch das System wird das hinterlegte Bargeld sicher in einem Safe verwahrt. Es gibt jederzeit einen Überblick darüber, wieviel Geld aktuell zur Bank oder dem wertstellenden  Unternehmen gebracht bzw. von diesem abgeholt werden muss. Dies ermöglicht eine elektronische Wertstellung des Bargeldes ohne physischen Transfer. Daraus ergeben sich wertvolle Vorteile für den Händler, wie zum Beispiel  eine direkte Verzinsung und ein verringertes ungenutztes Kapital.

Physische Wertstellung: Das Bargeld wird dem Dienstleister nun zu einem beliebigen (späteren) Zeitpunkt in einer Weise zur Verfügung gestellt, die das folgende Zählen und Abgleichen in dessen Einrichtung schneller und  kostengünstiger macht und somit den Gewinn für den Händler erneut steigert.

Cash-Center: Nachdem das WTU das Geld abgeliefert hat, wird es registriert und als Einzahlung der verschiedenen Händler verbucht. Bargeld- und Wechselgeldbestellungen für Geldautomaten und Kassen-/Service-Plätze werden  vorbereitet, zurück an die Filialen der Händler geschickt und so die Retail Cash Chain geschlossen.

Mit Hilfe dieser Bargeldautomatisierungslösungen können Services wie Cash Back dank Cash-Recycling gewinnbringend als attraktives Serviceplus für Kunden angeboten werden. Das gilt nicht nur für große Handelsunternehmen: Wie die Praxis zeigt, können auch kleinere Handelsumgebungen mit niedrigem Bargeldvolumen, wie Bäckereien oder Kioske, von der Digitalisierung des Bargelds profitieren.

Vorteile des „digitalen Bargelds" auf einen Blick

  • Direkte Wertstellung noch am selben Tag möglich, obwohl sich das Bargeld noch im Laden befindet
  • Lückenlose Dokumentation durch das angeschlossene System
  • Erhöhte Sicherheit durch die Verwahrung des überschüssigen Bargelds in Kassetten
  • Kosteneinsparung v.a. durch die Reduzierung von WTU-Fahrten und die direkte Wertstellung
  • Neue Services wie Cash Back dank Cash-Recycling möglich

* Quelle: Studie des EHI, Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2018
** Quelle: Studie der Deutschen Bundesbank und des EHI, Kosten der Bargeldzahlung im Einzelhandel 2019

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